1991 Münsingen-Gruorn

1991 Münsingen-Gruorn

Die Dorfkirche von Gruorn stand mitten im Militärgebiet

Entrüstungskonzert für die Rückgabe des Truppenübungsplatzes Münsingen an die Bevölkerung

(Der folgende Bericht stützt sich wesentlich auf den Artikel von Barbara Rodi, der nach der Aktion in der Zeitschrift Graswurzelrevolution Nr. 158 erschien)

1895 war der Truppenübungsplatz eingerichtet worden. 1914 wurden 150 000 Soldaten im Eildurchlauf kriegsfertig gemacht. Zudem diente der Sperrbezirk als Gefangenenlager. 1939 wurde das Areal ausgeweitet. Die Bevölkerung von Gruorn, einem Ort mit 6000 Einwohnerinnen und Einwohnern, musste ihr Dorf verlassen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Gruorn kurzzeitig von AussiedlerInnen bewohnt. Diese wurden jedoch auch wieder weggeschickt. 1949 versuchte der Landtag durch eine Eingabe zu erreichen, dass das Gelände an die umliegenden Gemeinden zurückgegeben wird. Diese Bemühungen waren umsonst. Seither hatten die Franzosen die Hoheit über das Terrain. Ab 1957 kam die Bundeswehr, die dort jährlich 25 000 Soldaten das Töten üben ließ. Für die angrenzenden Gemeinden war die Lärmbelästigung unerträglich, so dass im Januar `91 der Münsinger Gemeinderat beschloss, die Schließung des Truppenübungsplatzes zu fordern. Der Bürgermeister hatte 1990 schon zweimal beim Verteidigungsministerium vorgesprochen. Daraufhin wurde die Schießerei zeitlich eingegrenzt: nicht mehr am Sonntag und nicht mehr nachts.

Die Lebenslaute-Aktion fiel in eine Zeit, zu der die Franzosen, die den Truppenübungsplatz nutzten, sich zurückziehen wollten. Es wurde also alles daran gesetzt, die militärische Nutzung überhaupt aufzuheben.

Mitten im Truppenübungsplatz lag der ehemalige Ort Gruorn. Er war durch die Erweiterung des Platzes in der Zeit des Nationalsozialismus geräumt worden; nur noch die Kirche und das ehemalige Schulhaus waren stehen geblieben. Das war der Ort, den Lebenslaute sich für ihre Aktion aussuchte. Lebenslaute kam mit vorbereiteten Gruppen aus Kiel, Würzburg und Heidelberg.

Zwei Tage und eine Nacht dauerte die Aktion, ca. zweihundert Personen überschritten die verbotene Grenze, fünfzehn verbrachten die Nacht auf dem Gelände. Ein „Vorkonzert“ hatte am 15.6. im Gymnasium Bad Urach stattgefunden. Als VeranstalterInnen standen gleich neun Gruppen auf dem Flugblatt. Die Aktion war allerdings eine Ordungswidrigkeit und wurde mit Bußgeldern geahndet.

Material zur Vorbereitung der Aktion