2006 Badingen/Brandenburg

2006 Badingen/Brandenburg

Lieber wild musiziert als genmanipuliert

Vor dem „Vorkonzert“ in der Kirche des Dorfes Badingen

Für Ende Juli 2006 war in der Nähe von Zehdenick, nördlich von Berlin, ein Aktionscamp gegen die Gentechnologie geplant, und Lebenslaute schloss sich an. Die Vorbereitung fand auf einem Campingplatz statt, der ganz in der Nähe eines geplanten Ziegelmuseums, einer ehemaligen Ziegelei lag: An dieser Stelle waren hundert Jahre zuvor die Ziegel für ganz Berlin gebrannt worden. Lebenslaute konnte für die Proben die Hallen dieses noch unfertigen Museums nutzen.

Das Vorkonzert fand in der Kirche des Dorfes Badingen statt, ein schönes, stilles Angerdorf mit einer Umgehungsstraße, so dass man die ursprüngliche Anlage des Ortes noch gut erkennen kann. (In anderen Dörfern dieser Art ist der breite Anger zwischen den Häusern zu einer Autostraße geworden). Das historische „Feste Haus“ neben der Kirche konnte für Proben und Organisation genutzt werden.

Die Aktion selbst gestaltete sich schwierig und führte zu Diskussionen, die die Gruppe fast zerrissen hätten. Gleich am Ortsende begann das Feld mit genmanipuliertem Mais, das die Leute vom Gendreck-weg-Camp zerstören wollten. Diese Art direkter Aktion wurde damals häufig angewandt. Schon zu diesem Thema gab es Differenzen: Zwar war für alle unstrittig, dass die Gentechnologie in der Landwirtschaft nur der Bereicherung der großen Konzerne dient und ihre langfristigen Folgen katastrophal sein würden, aber die Zerstörung von Pflanzen, auch von genmanipulierten, wurde von manchen doch als unschönes Symbol gesehen.

Zum Aktionstag hatte die Polizei sich rund um das kleine Dorf platziert, und im Unterschied zu den übrigen AktivistInnen, die weite Umwege in Kauf nahmen, um auf das Feld zu gelangen, hätte Lebenslaute mit den Instrumenten keine Chance gehabt, dorthin zu kommen. Einige befürworteten daher eine bloße musikalische Untermalung der Aktion der anderen. Das wurde zu einem Konflikt, denn die „alten Hasen“ argumentierten, eine solche harmlose Aktion sei nicht im Sinne von Lebenslaute. Die Lösung war eine Konzertaktion, die ganz woanders stattfand: Früh am Aktionstag fuhr Lebenslaute an ein anderes Feld mit Genmais im Osten von Berlin, musizierte dort, zerstörte ein paar Genmaispflanzen und war um 10 Uhr zum Abschlusskonzert wieder in Badingen zurück.

Musik 2006:

J. S. Bach: Bauernkantate BWV 212 (Nr. 1-8, 15, 16). Neuer Text: Lebenslaute
Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 26 d, „Lamentatione“
Leopold Mozart: Entrée für 3 Blockflöten
J. J. Quantz: Sonate für 3 Flöten (1. Satz)
K. Serocki: Krasnoludki/ Die Zwerge (Nr. 1, 6, 3)
Jochen Zeuner: Lebenslaute-Kanon
Heinrich Schütz: Wie nun, ihr Herren


Den Aufruf findet ihr hier, das Aktionshandbuch bot auch Informationen über die Gegend und das Dorf Badingen. Im nach dem Wochenende erstellten Rundbrief von Jutta Sundermann finden sich weitere Informationen zum Ablauf und zur politischen Einschätzung der Aktion.